Heute bewegen wir uns etwas abseits des Kernthemas. Wobei, im Grunde hat dieser Artikel sehr wohl einen direkten Kontext zu Locus. Aber immer der Reihe nach…
Als begeisterte Kartenhersteller möchten wir Ihnen eine Website empfehlen die als Aushängeschild für eine wissenschaftliche Institution namens Oxford Internet Institute – Information Geographies fungiert. Das klingt im ersten Moment etwas abstrakt, auf den zweiten Blick entdeckten wir aber das hier das Team rund um Mark Graham äußerst interessante Ergebnisse Ihrer Forschungsarbeiten präsentiert. Hier werden, grob gesagt, mannigfaltige Aspekte des Internets im Zusammenhang mit dessen Globaler Verteilung behandelt.
Wir habe uns drei dieser Aspekte herausgepickt die auch direkte Relevanz für Locus haben:
Die Globale Verteilung der Aktivitäten im OpenStreetMap Projekt
Mit drei verschiedenen Karten wird die Kartenabdeckung und laufende Wartung der Kartendaten des OpenStreetMap Projektes dargestellt, die auch die Daten-Grundlage unsrer LoMaps sind. Tausende Freiwillige rund um den Globus arbeiten gleichzeitig an den OSM-Karten die, wahrscheinlich, einst die akkuratesten weltweit sein werden. Wie Sie aus der ersten Karte entnehmen können sind allerdings nur Bevölkerungsreiche und hochtechnisierte Länder in höchster Detaillierung erfasst. Die unten stehende Karte zeigt die Kartendetaillierung über einer Nacht-Satellitenaufnahme der Erde.
Die größte Menge an Kartendaten weisen die USA auf mit 21% aller Nodes (georeferenzierte Punkte) die in der OpenStreetMap (OSM) Datenbank existieren, gefolgt von Frankreich, Kanada, Deutschland und Russland – alles in allen rund 100 Millionen Nodes weltweit. Diese fünf Länder alleine vereinigen 58% der Nodes auf sich und die OECD-Länder mit ihren hohen Lebensstandard haben einen Anteil von 80% an den Nodes der OSM.
Die Niederlande weisen die höchste Datendichte auf mit über 1000 Nodes per Quadratkilometer, gefolgt von Belgien mit über 700 Nodes per Quadratkilometer, gefolgt von Deutschland, Tschechien, Schweiz und Frankreich mit circa 400 Nodes per Quadratkilometer. Die Datendichte im Rest der Welt ist eher schwach ausgeprägt, die südliche Hemisphäre kaum sichtbar wobei hier Afrika und Südamerika gerade eben 5% der Nodes auf sich vereinigen. Nur für Kalifornien stehen beinahe mehr Daten zur Verfügung als für ganz Afrika. Interessanterweise taucht auch Nordkorea in der Karte auf: eigentlich erstaunlich für ein Land das nicht unbedingt dafür bekannt ist eine Rolle bei solchen Projekten zu spielen. Wahrscheinlich ist dies das Resultat eines Projektes aus 2011 der OSM Gemeinschaft.
Die Karten bezüglich Aktualität der Daten (Content age) und Häufigkeit von Korrekturen (Content edits) liefern fast identische Resultate – was nicht unbedingt überraschend ist da ein hinzugefügter Node gleichzeitig auch als Korrektur gewertet wird. Ebenfalls eingängig ist das in den meisten Teilen von Europa zumindest eine Korrektur vor dem Bewertungsstichtag stattfand wie auch die Tatsache das die Daten in den entlegenen Teilen der Erde in den letzten Jahren kaum gepflegt wurden – wie zB Sibirien, das Australische Outback, Zentral-Afrika, die Amazonas Tiefebene und das Nördliche Kanada.
Nicht alles steht in der Wikipedia
Wikipedia ist ein weiteres Mega-Gemeinschaftsprojekt ähnlich der OSM und ein großer Teil der enthaltenen Informationen bezieht sich auf Georeferenzierte Orte (ca. 3,5 Millionen Themen). Locus kann in dieser Datenbank suchen und die gefundenen Informationen über einer Karte einblenden. Es sieht so aus als ob die Wikipedia zu allen Fragen eine Antwort bereit halten würde. Die Forschungsergebnisse des Oxford Institutes sprechen allerdings eine andere Sprache: Auf dem Feld georeferenzierter Informationen zu unseren Planeten dürfte die Wikipedia nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein. Mehr als die Hälfte aller georeferenzierter Informationen betreffen nur 2,5% der Landfläche unsres Globus innerhalb des roten Kreises auf der unten stehenden Karte:
GeoNames Orts-Lexikon
Eine weitere Quelle zur Suche nach Ortsinformationen die Locus bereit stellt ist Geonames, die größte frei verfügbare GeoDatenbank mit weltweiter Abdeckung. Diese basiert auf frei verfügbaren nationalen Ortsregistern und Datenbanken, wie auch auf von Volontären gesammelten Geographischen Informationen (VGI). Theoretisch bedeutet das das jeder Daten hinzufügen, neue Orte vorschlagen und existierende ändern kann. Anders als bei den beiden vorgenannten Datenbanken repräsentiert die Datendichte bei Geonames nicht wirklich die Bevölkerungsdichte. Statt dessen bemerken wir Häufungen von Ortsnamen in manchen Teile der Erde und andererseits das Fehlen von Geoinformationen in anderen Gebieten. Interessanterweise folgt die Verteilung einem völlig unerwarteten Muster. Wir sehen nicht nur die übliche Datenkonzentration in West-Europa und den USA sondern auch signifikante Datenkonzentrationen in Gebieten wie zB Sri Lanka, Iran und Nepal. Der Iran enthält in etwas so viele Datensätze wie Deutschland, Nord-Korea fast so viele wie Österreich und Sri Lanka sogar noch einige mehr. Die Ersteller der Studie haben für diese Diskrepanz einige Erklärungen bereit, eine davon ist als Quelle für GeoNames auch die National Geospatial-Intelligence Agency’s (NGA) und die United States Board on Geographic Names für Gebiete außerhalb der USA und Kanada dient. Diese, 2003 gegründeten, Dienste sind Teil des Amerikanischen Nachrichtendienstes. Die Mission der NGA wird wie folgt definiert: “Unterstützung von nachrichtendienstlichen und militärischen Operationen, nachrichtendienstlichen Analysen und humanitärer Hilfe sowie bei Naturkatastrophen”
Eine genauere Betrachtung der Studie des Oxford Internet Institutes ist auf alle Fälle der Mühe wert. Betrachten Sie diesen Artikel als Vorgeschmack für eine interessante Abendlektüre.
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