von Josef Žajdlík
Die diesjährige Pilgerfahrt mit den Fahrrädern die von Orel Uherský Brod organisiert wurde führte nach Fátima in Portugal, beginnend in Vega de Valcarce mit einer Pause in Santiago de Compostela. Insgesamt waren es 120 Pilger, im Alter von 12 bis 80 Jahren auf einer Strecke von 750 km und 10.000 Höhenmetern. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen über die Erstellung von Wallfahrtsrouten für eine Gruppe von sehr unterschiedlichen Radfahrern auf Reisen in unbekannten Gebiet unter Verwendung von Locus näherbringen.
Routenplanung
Auf Grund der Erfahrungen bei der Routenplanung für die Fahrt nach Krakau letztes Jahr habe ich beschlossen, wieder das BRouter Routing-Service zu verwenden. Natürlich ist es auch möglich, Routen in Locus vorzubereiten, aber der große PC-Bildschirm macht die Planung doch viel komfortabler. Darüber hinaus ermöglicht das BRouter Web-Interface die direkte Bearbeitung des Routing-Profils und der Berechnungsalgorithmus kann bis zur Perfektion fein abgestimmt werden.
Jeder der bereits eine Route für eine Gruppe von hundert Menschen geplant hat, darunter auch Kinder und Senioren die noch dazu alle möglichen Arten von Fahrrädern verwenden, kann sich vorstellen wie schwierig es ist Wege zu finden die den Autoverkehr so weit wie möglich ausweichen und trotzdem eine gute Strassenbeschaffenheit aufweisen.
Das Ergebnis der BRouter-Planung benötigt in der Regel dennoch etwas Nacharbeit und Verfeinerung. So müssen kleine Umwege eingeplant werden um Sehenswürdigkeiten anzusteuern und auch jene Umwege die der BRouter oft übereifrig einplant um möglichst auf verkehrsarmen Wegen zu bleiben begradigt werden. Das beste Werkzeug das ich für diese Aufgabe gefunden habe ist MyGpsFiles. Es kann fertige GPX-Dateien einfach bearbeiten und darüber hinaus in Google Earth 3D anzeigen, was für die Routenplanung in völlig unbekannten Bereichen sehr praktisch ist. Das finale Web-Werkzeug das ich für die Planung verwendet habe, ist Ride With Gps. Es kann die Route auf einer Karte, in für Ausdrucke optimalen Weise, rendern. Der anschließende Druck weist einen anständigen Kontrast auf und die Entfernungsangaben werden der Route hinzugefügt, was sehr praktisch ist.
Einstellungen für Locus Map
Schlussendlich wurden die GPX-Datein in einen eigenen Routen-Ordner in Locus importiert. Der nächste Schritt war die Hinterlegung wichtiger Wegpunkte in Form von POIs. Ich möchte nicht auf alle Einstellungen für Locus eingehen – was ich empfehlen möchte ist den Autozoom-Bereich einzuschränken, zB. auf 15-17. Wenn Sie eine bessere Übersicht (zB.) auf Straßen benötigen so sperren Sie den Autozoom und wählen sie die gewünschte Zoomstufe.
Die Funktion „Navigation entlang einer Route“ verwende ich nicht. Ich lasse mir die Route auf der Karte anzeigen und prüfe von Zeit zu Zeit ob ich noch auf dem richtigen Weg, also auf der Route bin. Die Navigationsfunktion verbraucht zuviel Strom außerdem machen wir ohnehin laufend Umwege, abweichend von der geplanten Route – womit wir die Navigationsfunktion nicht benötigen. Auf meinen Auslandsreisen verwende ich immer die Vektorkarten von Locus, also die LoMaps. Diese sind schön lesbar und enthalten eine POI-Datenbank die ich oft, zB. auf bei der Suche nach Restaurants oder Swimmingpools in der Nähe, verwende. In diesen Zusammenhang gibt es auch die sehr komfortable Funktion „Suche rund um die Position“. Solch eine Offline Datenbank ist wesentlich praktischer als auf Online Informationen während der Reise angewiesen zu sein – der Stromverbrauch ist geringer und auch zuverlässige Internetverbindungen sind nicht überall verfügbar.
Es mag manchen von Ihnen ungewöhnlich erscheinen das ich das Smartphone im Querformat verwende – ich habe damit allerdings gute Erfahrungen gemacht. Für die Darstellung der Karte im höchstmöglichen Kontrast verwende ich eine externe Rendertheme genannt paws_cyclist diese kann hier >> heruntergeladen werden. Das ist allerdings eine Sache des persönlichen Geschmacks wobei jeder frei in der Wahl der Displayeinstellungen und Renderthemen ist die seinem persönlichen Anforderungen am Besten entsprechen. Aktiviert habe ich auch das automatische Ausblenden der Funktionsleisten da die Schaltflächen doch einen Teil des Kartenbereiches beanspruchen und durch einfaches Antippen des Bildschirms wieder zum Vorschein kommen. Ich verwende auch ein einfaches Dashboard mit den Grundinformationen wie Fahrstrecke, Fahrtzeit, Uhr, Batteriestatus, Höhe, Steigung in % und die Schaltfläche für das Pausieren der Trackaufzeichnung (sehr praktisch zB. für Kaffeepausen). Wenn die Aufzeichnung nicht pausiert wird versucht Locus und das GPS permanent ein Signal zu empfangen was wertvolle Energie verschwendet und auch unnötige Trackpoints aufzeichnet so Sie die Option „Aufzeichnung nur während der Bewegung“ im Aufzeichnungsprofil nicht aktiviert haben. Während der Fahrt kommt auch ein praktisches Werkzeug von Locus zum Einsatz: Wenn Sie die Route auf dem Bildschirm antippen erscheint ein PopUp mit der noch verbleibenden Fahrtstrecke bis zum Ziel.
Basierend auf meinen Erfahrungen von früheren Fahrten hatte ich entschieden dieses Mal Locus auf einem dedizierten Gerät zu verwenden, es also nicht zum Telefonieren oder für Textnachrichten, etc.zu verwenden. Es ist nicht sehr angenehm des Smartphone bei jeden Telefonat aus der Halterung zu nehmen außerdem leidet das Gerät doch an den Launen des Wetters. Deswegen habe ich diesmal ein altes Reservetelefon reaktiviert und alle Programme bis auf Locus + BRouter deinstalliert. Bei aktivierten „Aircraft Mode / Flugmodus“ und deaktivierten WIFI erreicht man eine unglaublich lange Akkulaufzeit – der Akku hielt problemlos über 100km ohne das ich die mitgeführte Powerbank anschließen musste. Trotzdem empfehle ich Ihnen solch einen Zusatzakku mitzuführen für den Fall das der Akku genau dann leer wird wenn Sie am Ende der Tagestour eine Unterkunft suchen. Resultierend aus meinen Erfahrungen früherer Touren habe ich mir auch eine eigene Halterung für das Smartphone auf der Lenkertasche gebaut. Ein Smartphone das in einem der üblichen, geschlossenen Halter verbaut wird überhitzt sehr leicht an sonnigen Tagen was dazu führt das das Gerät immer wieder neu startet oder überhaupt den Diensts verweigert. Es ist auch praktisch einen Papierkarte neben dem Handy zu platzieren um nicht zu oft den Bildschirm einschalten zu müssen. Die Lenkertasche hat auch einige weitere Vorteile – man kann hier alle Wertsachen verstauen wie Kamera, Geldbörse, Pass, etc. Wenn Sie eine Pause einlegen reicht es die Tasche aus der Halterung zu nehmen und auf einen Kaffee zu gehen – am Rad bleiben dann keine Wertsachen mehr zurück.
Rad Pilgerfahrt
Die diesjährige Pilgerfahrt unserer Gruppe hatte als Ziel Fátima in Portugal – zur Ehre der hundertsten Wiederkehr der Offenbarung der Jungfrau Maria einiger junger Hirten an diesem bekannten Wallfahrtsort. Der Ausgangspunkt der Reise war die spanische Stadt Vega de Valcarce, die an einer weiteren Pilgerroute nach Santiago de Compostela liegt.
Üblicherweise sieht ein Tag auf so einer Rad Pilgereise ungefähr so aus: Um 6-7h früh aufstehen, Morgenroutine, Heilige Messe in einer nahe gelegenen Kirche oder direkt im Nachtquartier (normalerweise eine Turnhalle oder eine ähnliche Halle). Nach der Messe Frühstück, das morgens von unserer unglaublichen Köchin und Ihrer Helferin zubereitet wird. Das Frühstück selbst wird in Stehen vor dem Schlafsaal eingenommen, anschließend auf die Fahrräder und auf Tour in Gruppen von 3 – 10 Radfahrern. Die Route ist nicht zwingend festgelegt, eher als grobe Empfehlung zu betrachten, womit die einzelnen Gruppen frei in Ihrer Detailplanung sind und Sehenswürdigkeiten, Wahrzeichen, Kaffees und Restaurants nach belieben ansteuern können. Die Verpflegung ist individuell – manche haben Proviant von zu Hause mitgenommen, mache essen in Restaurants oder Fastfood unterwegs. Die einzige Bedingung ist wohlbehalten am nächsten Übernachtungspunkt anzukommen wo bereits das Abendessen wartet, wiederum zubereitet von unserer tollen Köchin (können Sie sich vorstellen eine Mahlzeit für 120 Personen mit einem einzigen Kocher zuzubereiten?). Nach dem Abendessen plaudern wir über unsere Erlebnisse dieses Tages und legen uns bald zur Nachtruhe um Kraft für einen weiteren Tag auf dem Fahrrad zu sammeln.
Dieses Jahr übernachteten wir in Vega de Valcarce, Portomarino, Santiago de Compostela, Pontevedra, Ponte de Lima, Porto, Aveira, Coimbra und Fátima. Was bleibt sind viele neue Erfahrungen: Stürze mit dem Rad, Waldbrände in Portugal aber auch eine herrliche Landschaft, unglaublich viele nette und hilfsbereite Menschen und selbstverständlich die spirituelle Atmosphäre in Santiago und Fátima.
Herzliche Grüße an Euch alle von einer Rad-Pilgerfahrt
Josef Žajdlík
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3 Comments
Thanks for the infos
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Just wanted to say keep up the good work!
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