von Andreas Woithon, Matsch&Piste
Es gibt einige herausfordernde Gelände was die Navigation betrifft. Wüsten gehören sicherlich dazu. Als Wüsten gelten als vegetationsarme oder ganz und gar vegeationslose Gegenden unseres Planeten. Eines haben sie gemeinsam, oft fehlen markante Punkte zur Orientierung. Zumindest für die Augen der ungeübten, die sich nicht tagtäglich dort aufhalten und bewegen. Teilweise verändern Wüsten auch mit der Zeit ihr Aussehen, was die Navigation nicht einfacher macht.
Dennoch durchqueren Menschen seit Jahrhunderten diese lebensfeindlichen Räume. Um dort nicht zu scheitern bedarf es einiger Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Navigation betreffend sind dies Ortskenntnisse, wo gibt es Pisten, Oasen und Brunnen und die Fähigkeit sich an weniger offensichtlichen Dingen zu orientieren. Den Profis mit entsprechender Ausrüstung stehen da sicherlich mehr Orientierungsmöglichkeiten zur Verfügung, als den meisten von uns. Die Einheimischen, die es gewohnt sind sich dort zu bewegen nutzen oft unveränderlichen Landschaftsmerkmalen wie bestimmte Dünen oder Tafelberge. Da wir uns meistens zu kurz in Wüsten aufhalten, um diese Kenntnisse ausreichend auszuprägen, brauchen wir andere Hilfsmittel. Dank Satellitennavigation und globaler digitaler Karten ist es heute ein leichtes sich in der Wüste zurechtzufinden. Das bedeutet nicht, dass wir uns dort ebenso problemlos bewegen können, aber wir wissen immer wo wir sind und wo wir hin müssen. Immerhin. Und zumindest solange die Satellitennavigation und unsere Geräte funktionstüchtig sind. Das ist zu berücksichtigen, denn selbstverständlich ist das nicht.
Es ist klar, das schon immer Mittel und Wege gefunden wurden, in Wüsten zu navigieren. Spätestens im zweiten Weltkrieg wurde es plötzlich für eine größere Anzahl an Menschen ohne Faible oder Interesse an Wüsten wichtig, dort zu navigieren. Der klassische Kompass mit Karte ist da ein probates Mittel, aber der Magnetkompass brachte auch viele Einschränkungen mit sich und der Navigator musste mit ihm umzugehen wissen. Fehlen weithin sichtbare Orientierungspunkte, auf die man sich zubewegen konnte, musste während der Bewegung der Kurs kontrolliert werden. Bei einem Magnetkompass bedeutete dies anhalten, sämtliches Metall ablegen, vom Fahrzeug weggehen und wieder für ein paar Meter den Kurs bestimmen. Das war sehr unpraktisch und zeitraubend. Zudem ist das eher für flache Wüsten geeignet. Beim ständigen auf und ab in Dünenfeldern, bei denen oft nur unter 100 Meter weit zu schauen ist, ist das nochmals schwerer. Der Schweizer Bagnold erfand für das britische Militär einen Sonnenkompass, der Mithilfe von Orts- und Zeittabellen die Navigation während der Fahrt erlaubte, allerdings nur tagsüber. Nachts war er wertlos. Welch ein Segen ist da doch die moderne Satellitennavigation.
Satellitennavigation und alles ist gut?
GNNS und fertig? Reicht es heute eine Navigations-App und ein paar Karten dabei zu haben, wenn es in und durch die Wüste geht. Njain. DIe App sollte einige Funktionen besitzen und bestimmte Karten unterstützen, um die Navigation in der Wüste zu unterstützen. Ganz abgesehen davon mit welcher Ausrüstung navigiert wird, bleibt die Streckenfindung immer eine Sache, die nur auf Sichtweite funktioniert und je nach Untergrund eine ganze Menge Erfahrung erfordert. Ohne diese Erfahrungen werden die Tagesetappen kurz und die Mühen groß. Ohne die Fähigkeit den Sand lesen zu können, wird man sich oft festfahren, manchmal alle paar Meter und das bedeutet viel Buddelei und Bergearbeit.
Nur selten kann der Luftlinie gefolgt werden. Das geht nur auf großen, hindernisfreien Flächen, wie beispielsweise dem Jebil-Nationalpark in Tunesien. Und dann muss man immer noch aufpassen nicht eine Abbruchkante eines Wadi zu übersehen und mit vollem Tempo dort hineinzufliegen oder in einen Chott zu geraten. Ein Chott ist ein Sedimentbecken, das nur eine oberflächliche Kruste besitzt und darunter liegt tiefer, nasser, salziger Sand ohne Tragkraft. Wer dort mit dem Fahrzeug einsackt, hat ein echtes Problem. Auch Fech-Fech Felder sind sehr übel. Das ist nicht tragfähiger, extrem feiner, pudriger Sand in denen das Fahrzeug sofort bis zum Boden aufsetzt und in dem man sich ohne heftig zu stauben kaum bewegen kann.
Karten
Aber zurück zu unserer digitalen Navigation und was eine App benötigt, will man mit ihr durch die Wüsten hindurch. Da wären zunächst die Karten. Im wesentlichen benötigen wir mindestes zwei Karten, einmal eine gute topografische Vektorkarte, die möglichst alle Straßen, Wege, Oasen und Pisten beinhaltet. Als zweites eine gute und möglichst aktuelle Satellitenkarte. Ich nutze als Topo-Vektorkarte gerne die von OpenAndroMaps, da deren Themes sehr detailliert einzustellen sind und mir gefallen. Die Höhendaten könnt ihr euch bei Locus herunterladen oder bei http://www.viewfinderpanoramas.org/Coverage%20map%20viewfinderpanoramas_org3.htm. Dort auf den gewünschten Abschnitt klicken, die ZIP-Datei entpacken und die einzelnen HGT-Dateien nach „/Locus/data/srtm“ kopieren.
Als Satellitenkaten nutze ich gerne die ESRI Hybridkarte, die auch mit Locus Map zu benutzen ist. Wer noch Locus Map Tweak benutzt hat, dürfte diesen Kartenserver eingetragen haben und findet die ESRI-Karten unter den Online-Karten im Kartenmanager.
Noch ein Hinweis. Immer wieder besitzen die auf OpenStreetMap basierten Karten nicht alle Pisten durch die Wüsten. Manche finden sich nur auf alten Militärkarten oder auf Karten von professionellen, kommerziellen Kartenanbietern, da diese auch auf Informationen zurückgreifen können, die nicht aus einer Community stammen. Daher sind Papierkarten, wie beispielsweise die Michelin 953 Nordafrika oder oder digitalisierten Papierkarten, wie beispielsweise Militärkarten von mapstor.com, eine sinnvolle Ergänzung. Außerdem lässt sich eine ausgebreitete Papierkarte viel besser mit mehreren Personen im gleißenden Sonnenlicht studieren, als eine digitale Karte auf einem 10 Zoll Bildschirm.
Die Topokarten zeigen mir viele Details, vor allem die Wege und die markanten Punkte, POI’s usw. Die Satellitenkarten zeigen wesentlich besser und verständlicher die Lage der Dünen. Die Darstellung der Dünen ist auf den OSM-basierten Karten ist zumindest für mich gewöhnungsbedürftig.
Damit hätten wir eine wichtige Funktion, die die App unterstützen sollte: mehrere Karten, am besten Vektor- und Rasterkarten, denn Satellitenkarten sind Rasterkarten.
Offroad Navigation mit Locus Map in der Wüste
Was die Navigation selbst angeht, geben sich viele damit zufrieden, zu sehen wo sie sind. Nun, das können ganz viele Apps. Ich ziehe es jedoch vor, eine visuelle und schnell zu erfassende Unterstützung auf dem Weg zum Ziel zu haben. Gerade wenn ihr alleine fahrt, also ohne Beifahrer/Navigator, ist das eine große Hilfe, da der Blick meistens auf dem Weg und im Gelände, aber nicht ständig auf dem Gerät sein sollte. Bei diesem Punkt, wird es bei den Apps schon wesentlich dünner. Locus Map kann das und unterstützt euch mit zwei Funktionen: Der Zielführung und dem Routenplaner mit Zielführung. Beides bietet euch während der Fahrt eine gute visuelle Referenz, während ihr euch hauptsächlich auf das Fahren und den Weg konzentriert.
Aber warum sind diese zwei Funktionen so hilfreich? Da möchte ich zwei Gründe für anführen. Zum einen leitet euch die Zielführung, wenn das Ziel selbst nicht in Sichtweite ist und ihr euch mangels erkennbarer Zwischenziele frei über weite Distanzen bewegen müsst und zum anderen, weil ihr beim Dünenfahren meistens keine Sicht auf das Ziel habt, selbst wen es in Sichtweite ist.
Offroad-Navigation per Zielführung
Während ihr auf Pisten unterwegs seid, könnt ihr beispielsweise das Ziel markieren und die Zielführung einschalten. Ihr bekommt sofort eine Information über die Distanz per Luftlinie und die Richtung. Während der Fahrt könnt ihr immer grob abschätzen, ob ihr euch noch in die richtige Richtung bewegt, auch wenn das Ziel auf der Karte gerade nicht zu sehen ist. Für Strecken, die nur wenige Abzweigungen besitzen und bei denen die Strecke weitestgehend gerade verlaufen, ist die Zielführung die die richtige Funktion.
Offroad-Navigation mit dem Routenplaner
Bei Strecken, die mehr Abzweigungen besitzen, über längere Distanzen gehen oder die nicht gerade verlaufen, nutzt den Routenplaner und danach die Zielführungsfunktion. Mit dem Routenplaner zeichnet ihr, je nach Bedarf, mehr oder weniger detailliert die Teilstrecken auf. Sinnvollerweise setzt ihr auf jeden Fall dort Wegpunkte, wo eine Entscheidung über die Richtung zu fällen ist. Das gibt zum einen eine genauere Angabe über die Distanz und ihr könnt, gerade als Einzelfahrer, leichter dem Verlauf folgen, ohne ständig rein- und rauszoomen oder die Karte verschieben zu müssen. Das stört beim Fahren, gerade, wenn das Gelände schwierig ist oder der Schwung nicht verloren gehen darf. Diese Funktion ist, trotz des höheren Planungsaufwandes, sehr hilfreich.
In den Dünen triff es genauso zu. Auch dort ist das strikte Fahren nach Luftlinie eher selten möglich. Ihr schlängelt euch eher über die Kämme und durch die Dünentäler, die erfahrenen Fahrer oder die einheimischen Scouts vorneweg. Sie markieren die Spur, der ihr folgt. Der Sand bzw. sein jeweiliger Zustand, bestimmt wo gefahren werden kann. Dabei versucht ihr die grobe Richtung zum Ziel zu halten. Auch hier ist die Zielführung wieder eine sinnvolle Funktion.
Das ist besonders wichtig, wenn ihr alleine, ohne einheimische Scouts unterwegs seid, da es in der Wüste an Orientierungspunkten mangelt und unser Blick nicht so geschult ist, einen herausragende Düne oder einen Tafelberg aus einer anderen Position wiederzuerkennen. Steht ihr beispielsweise auf einem Dünenkamm und macht in der Ferne eine hohe Düne aus, die angefahren werden soll, verliert ihr sie ganz leicht aus den Augen, wenn es weitergeht. Beim Fahren taucht ihr in zig kleinere Täler ab und verändert ständig eure Richtung, ohne eine Sicht auf das Ziel zu haben. Dabei verliert ihr sehr schnell die Orientierung. Seid ihr nach ein paar hundert oder tausend Metern wieder erhöht auf einem Dünenkamm, sieht alles ganz anders aus als von der vorherigen Position. Die Zieldüne scheint verschwunden zu sein. Jetzt ist es sehr hilfreich, die Orientierung per Zielführungslinie in Locus Map zu haben. Sie zeigt unbeirrbar von eurer jeweiligen Position auf das Ziel.
Selbst wenn in der Ferne ein großer Berg oder eine ganze Bergkette zu sehen sind, ist die Zielführungslinie eine wertvolle Hilfe, wenn ihr euch durch Dünenfelder bewegt. Die Augen sind auf die Strecke gerichtet und können das Ziel nicht ständig erfassen. Oftmals bleibt ihr mehrere Minuten in den Dünen und könnt das Ziel von dort gar nicht sehen, weil ihr zu tief seid. Es passiert sehr leicht, dass ihr euch dann vom Ziel entfernt, anstatt darauf zuzufahren. Eine Verschwendung von Treibstoff, Wasser und Zeit. Die Locus Map Zielführungslinie zeigt jedoch die ganze Zeit in die richtige Richtung.
Möchtet ihr eher die Dünenfelder umfahren, hilft wieder der Routeneditor. Mit ihm und insbesondere den Satellitenkarten kann eine Strecke durch die flacheren Gebiete gefunden und eingezeichnet werden. Dann fahrt ihr eurer Route einfach nach. Der Blick nach draußen verrät den tatsächlichen Weg, den ihr entlang der Route nehmen müsst. Die Zielführungslinie zum nächsten Routenpunkt hilft euch, zurück auf den Weg zu finden, wenn Hindernisse zum Abweichen zwingen. Kommt ihr zu weit vom nächsten Routenpunkt ab und ist es sinnvoller diesen zu überspringen, bietet euch die Routenführung auch diese Möglichkeit.
Nach der Planung, geht es in detaillierte Ansichten. Jetzt könnt ihr einfach der Zielführungslinie grob folgen. Wie genau die Dünen zu durchfahren sind, könnt ihr nur Vor-Ort sehen und entscheiden.
Angst vor der Technik? Matsch&Piste hilft!
Die allermeisten sogenannten Offroad-Navigations-Apps, bieten diese Möglichkeiten, die gerade gezeigt wurden nicht. Manche Anwender sind damit auch zufrieden, da sie sich auch gar nicht mit dem Thema beschäftigen mögen. Ich habe Locus Map Pro da als eine App kennengelernt, die zum einen diese wichtigen und nützlichen Funktionen bietet und zum anderen recht einfach zu erlernen ist. Dennoch hat der eine oder andere weder Zeit noch Muße sich damit eingehender zu beschäftigen oder eine Art Schwellenangst vor der Technik hält davon ab.
Möchtet ihr schnell und einfach an den Umgang mit Locus Map Pro herangeführt werden, könnt ihr unser Matsch&Piste-Webinar zur Offroad-Navigation mit Locus Map Pro unter Android buchen.
Wer vorhat länger und sehr weit abseits der Wege oder der Zivilisation fahren zu wollen, der kann auch an unserem Wochenend-Navigationsworkshop teilnehmen. Dort lernt ihr die klassische Navigation mit Karte&Kompass, die digitale Navigation mit Locus Map Pro und wie beides zusammenspielt. Karte&Kompass ist überall dort wichtig, wo ihr auf Navigation zwingend angewiesen seid. Dabei darf man nicht vergessen, dass sehr schnell mit dem Segen und der Bequemlichkeit der digitalen Navigation Schluss sein kann. Beispielsweise wenn die Geräte zerstört oder unbrauchbar geworden sind (Unfall) oder das Fahrzeug aufgegeben werden muss. Das erlernte müsst ihr dann in der Praxis mittels eines Navigations-Roadbooks einsetzen, um es zu festigen und zu üben.
Mehr zu unseren Webinaren und Workshops findet ihr unter https://www.matsch-und-piste.de/shop
Hier könnt ihr unser Video mit weiteren Eindrücken vom Fahren in der Wüste sehen:
desertguidancenavigationoffroadOSMSaharasatellite map
7 Comments
Locus keeps saying that car navigation and therefore Android Auto is not core functionality and so AA won't be implemented because Locus has no interest in car/4x4 navigation.
The many posts such as this one seem to contradict that.
My last 2 comments seem to have failed, I think I know why, hopefully, this time or I give up...
Hi Dennis,
that's right and we can repeat that once again: car navigation and therefore Android Auto is not core functionality of Locus Map. The guidance or route planner mentioned in this article (btw not written by a member of our team but by a friend of ours, writing for German Matsch und Piste magazine) is originally developed for the sake of hikers, bikers or geocachers. The fact the app is suitable also for navigation in an offroad car in the desert is just another proof of Locus Map's versatility. Michal, Locus team
Hy Michal
In diesem Beitrag wird über ESRI-Hybridkarten geschrieben. Ich finde diese Karten im Internet nicht. Wäre es möglich, weitere Hinweise zu geben, wo diese heruntergeladen werden können und wie diese ins LocusMap importiert und angwendet werden können. Ich verwende LocusMap Tweak nicht. Besten Dank und freundliche Grüsse,
Christoph
Hi Christoph,
please, contact Andreas Woithon from Matsch&Piste magazine, the author of the article. The link is at the beginning of the article.
Michal, Locus team
Doplněk Tweak mám nainstalovaný, ale žadné další mapy si přidat nemůžu. Přitom ještě v létě, než jsem reinstaloval mobil, jsem takto využíval satelitní google mapu a od Seznamu Historickou mapu. Funguje to s aktuální verzí Locus Pro a nebo to je zablokované, jako mapy od Kompass.de ktere jsempřed lety také občas použil?
Dobrý den,
v Locusu jsou pro doplněk Tweak blokované pouze mapy Kompass a IGN, ostatní ne. Michal, Locus team
We used locus in Morocco. Openstreet maps are great, personally I am also participating on the project.
Locus + OSM + good gpx tracks = unbeatable!
We enjoyed every day there in our Toyota Land Cruiser.
www.facebook.com/maringotkou